Val Venegia
       Val Venegia                

Patagonien Coast to Coast

 

Ziel der Reise:

Durchquerung  des südamerikanischen Kontinents vom Pazifik  bis zum Atlantik zwischen dem 41. und 44. Breitengrad als Erstbefahrung mit dem Mountainbike.

 

Charakter der Tour:

Die Ostküste Chiles und die dem Pazifik zugewandte Seite der Anden sind geprägt vom kalten Regenwald. Überall sprudeln Bäche von den Bergen herunter, die Gletscher hängen bis weit in die Täler hinein und verbreiten zusammen mit dem üppigen Urwald eine seltsame Diskrepanz. Inmitten der Anden ist im Tal von Trevelin das Klima mild und der Boden fruchtbar, was wohl die gallischen Siedler im 19. Jahrhunderts dazu bewogen hat nach dem mühseligen und gefährlichen Treck vom Atlantik kommend sich nieder zu lassen. Hier beginnt oder endet der historische Siedlerweg dieser Einwanderer die sich durch die patagonische Steppe und Wüste auf den Weg gemacht hatten.  Wir werden genau diesem Weg mit unseren Bikes folgen.

 

Argentinischer  Guide:     Uwe Nobis

Deutscher  Guide:             Andi Heckmair

 

Teilnehmer:             Franz Laqua, Jürgen und Gudrun Steinhauser, , Peter Ege,  Andi Heckmair Uwe Nobis,  Edeltraud und Rudi Sperl

Termin:                     März / April 2009 - südamerikanischer Herbst

 

Am 27.03.09 startet unser Flug von München aus nach Santiago de Chile, weiter nach Puerto Montt und per Fähre zur Insel Chiloe.

 

  1. 1.    Bike-Tag  Abfahrt am 29.03.09 um 09:00 Uhr Ortszeit von Ancud nach Achao.

Wir bauen unsere Bikes zusammen, stellen symbolisch die Hinterräder in den Pazifik  und starten bei regnerischem, kühlem Wetter.  Auf der Panamericana geht es bergauf und bergab über die Insel Chiloe. Weißblauer strahlender Himmel im Wechsel mit heftigen Regenschauern und herrlichen Regenbogen begleiten uns  92 km und 1250 Hm durch eine friedliche grüne Bauernlandschaft mit weidenden Kühen, Schafen, Pferden und unzähligen Kirchen aus der Besiedelungszeit um 1880. Zwischendurch öffnen sich traumhafte Ausblicke auf den Pazifik und seine Fjorde. Rudi isst 20 Jakobsmuscheln, man sagt hier gibt es die besten der Welt.

Tagespensum:  92km und 1400 Hm

 

  1. 2.    Tag   30.03.09 07:30 Uhr  Abfahrt mit einem Fischerboot zum Festland. Bei ruhiger See fahren  wir die 85 Kilometer zwischen der Insel und dem Festland.  Ein herrlicher  Sonnenaufgang begleitet uns. Wir sehen Pinguine, eine Seelöwenbank und den rauchenden und qualmenden Vulkan Chaiten.

Die Fahrt ist illegal, weil militärisches Sperrgebiet. Ein Militärhubschrauber beobachtet uns, wir müssen uns zeitweise vollkommen unter Deck verstecken. Zudem werden wir vom Land aus beobachtet. Der Skipper ist sichtlich nervös.

Der Grund: Im Mai 2008 hat der Vulkan Chaiten die gleichnamige Stadt Chaiten samt Hafenanlage völlig zerstört und teilweise ins Meer gespült, das Betreten der Stadt ist seitdem streng verboten, so dass wir nun abseits illegal in St. Barbara nach einem waghalsigen Manöver in einem Naturhafen anlanden .

Weiterfahrt auf Schotterstraßen am Fuße des rauchenden Vulkans  zu der  zerstörten Stadt Chaiten. Bedrückt fahren wir  die restlichen 65 km und 520 Hm auf der Carretera Austral  zum Lago Yelcho. Auch hier sind überall die Spuren des Vulkanausbruchs zu sehen: hellgraue Asche hatte sich noch  hunderte  Kilometer vom Vulkan entfernt auf das Gras gelegt und es zu Schmirgelpapier gemacht. Die Folge war dass sich die Schafe beim Fressen ihre Zähne ab-geschmirgelt haben und verhungerten. Zehntausende Schafe mussten notgeschlachtet werden.

Die Schaltungen unserer Bikes sind durch den Dauerregen und dem feinen Schlamm so zugekleistert, dass ein Schalten nicht mehr möglich ist. Zudem verliere ich auf dieser Etappe einen Handschuh, was ich auf einer  späteren Etappe noch empfindlich zu spüren bekommen werde.

Tagespensum: 66 km und520 Hm

 

  1. 3.    Tag  31.03.09 09:30 Uhr Bei  1-2 Grad Start am Lago Yelcho  der noch schwarzblau unter den Nebelschwaden ruht.  Auf Schotterstraßen, gesäumt von schneebedeckten Bergen (3500 m) mit riesigen Gletscherzungen  führt unsere Route durch die chilenischen Anden.

Kalter Regenwald mit Riesenrhabarber (Nalca), Bambusstauden, meterhohe Farne und rotblühenden Fuchsienbüsche  und dazwischen immer wieder grünschillernde Kolibris begleiten uns um den See.  Unser Ziel ist der Riu Futaleufu (- großer Fluss –in der indianischen Mapuche Sprache), er rauscht bald türkisblau  neben uns. Wir übernachten  bei einem Bauern. Ein Schaf wird auf argentinische Art für uns gegrillt, Asado genannt. Der Heckmair Andi erzählt bei Bier und Grillfleisch aus seinem erlebnisreichen Leben. Ich könnte ihm stundenlang zuhören.

Tagespensum:  70 km und 1200Hm

 

  1. 4.    Tag 01.04.09 Auf  einem der schönsten Wildwasserflüsse der Welt starten wir am Vormittag zu einer wilden Raftingtour. Die Schwierigkeitsgrade liegen um die 4 bis 5. Ganz schön happig wenn man bedenkt dass 6 der höchste Grad der Skala bedeutet und die Edeltraud nicht schwimmen kann. Ziel ist nach 10 Kilometern das Gesicht des Indianers (eine Felsformation)  – Care de Indio-.  Am Nachmittag steigen wir wieder um auf unsere Bikes. Auf ruppigen Schotterstraßen geht es bei Dauerregen, Regenwald eben, weiter nach  Futaleufu, mitten in den Anden. Die Fahrt wird zeitweise  beschleunigt wird durch Attacken wütender Hofhunde.

Tagespensum: 37km und 625Hm

 

  1. 5.    Tag 02.04.09 Abfahrt von Futaleufu nach Trevelin  bei Regen.  Wir passieren die argentinische-chilenische Grenze und rollen dann   hinaus in das Tal von Trevelin.

Soweit das Auge reicht Viehweiden in ein goldenes Licht getaucht. Hier endete 1865 der gallische Siedlertreck, der vom Atlantik aus gestartet war.  Die galisch-keltischen Siedler aus England hatten hier ein Gebiet gefunden das gute landwirtschaftliche Bedingungen bot: Wasser, fruchtbaren Boden und ein moderates Klima. Mit den einheimischen Indianern verstanden  sich die gallischen Siedler gut. Sie waren die ersten Siedler, die von den Indianern auf dem Weg vom Atlantik durch die patagonische Steppe bis hierher nicht abgemurkst worden sind.

Ab hier werden wir dem  historischen Treckweg bis zur damaligen Landung am Atlantikufer folgen.

Tagespensum:  51km und 450 Hm

 

  1. 6.    Tag 03.04.09 Abfahrt von Trevelin nach Tecka 08:00Uhr, Neuschnee auf den Berggipfel

der Anden und empfindliche 1- 2 Grad. Wir fahren bis an die Schneegrenze hinauf. Durch die argentinischen Anden geht es über die Wasserscheide Pazifik-Atlantik zu einem Mittagessen auf einer Estanzia. Hier liegt ein riesiger ausgestopfter Puma der zu Lebzeiten über 200 Schafe gerissen hat.  Die Landschaft wird karger, Condore schweben ohne Flügelschlag über uns. Wir erreichen Tecka nach 7 Stunden und übernachten in einer Schule. Für die Kinder sind wir etwas Besonderes, wir essen zusammen mit ihnen. Die Stimmung ist fröhlich, wir sind gern gesehene Gäste.

Tagespensum:  110km und 1320 Hm

 

  1. 7.    Tag  04.04.09 Abfahrt  von Tecka nach Paso de los Indios um 08:45 Uhr bei 8 Grad.

Unser Guide  Uwe nennt diesen Abschnitt die Königsetappe und ist gespannt.

Ein herrliches Morgenrot erleichtert uns den Start. Wir kurbeln  Kilometer um Kilometer durch die patagonische Steppe, vorbei an Salaren, Estanzias und sogar eine Guanakoherde

kreuzt unseren Weg.  Vor uns spannt sich ein hellblauer Himmel über das Firmament und

hinter uns schiebt sich eine graue dunkle Wand heran. Der patagonische Wind treibt uns komfortabel  vor sich her (Durchschnittsgeschwindigkeit 26kmh), nach 11 Stunden erreichen wir müde und hungrig unser Ziel.

Tagespensum:  170km und 1111 Hm

 

  1. 8.    Tag  05.04.09 Abfahrt von Paso de los Indio nach Los Altares um 09:15 Uhr bei Sonnenschein und heftigen Sturmböen, gottseidank im Rücken. Wir fliegen mit dem Sand  vorbei an wilden Felsformationen in denen die Lieder des Windes hallen und  mit einer Durchschnitts-Geschwindigkeit vom 30 km/h und Spitzengeschwindigkeiten von über 80 Km/h  erreichen wir Los Altares, dem Mittelpunkt Patagoniens. Manchmal wird’s gefährlich, weil der Wind auch von der Seite kommt und unser Leichtgewicht Edeltraud von der Straße bläst. Aber es geht alles unfallfrei ab.

Tagespensum: 58km und 400Hm.

 

  1. 9.    Tag 06.04.09 Abfahrt von Los Altares nach Digue Florentino Ameghino. Endlose Straßen führen uns durch die Wüste,  gesäumt von bizarren Felsen entlang des Flusses Riu Chubut . Ein Szenario wie bei einem klassischen Western:  John Wayne könnte jeden Augenblick durch den Fluss reiten, gefolgt von einer Horde Indianern.

Der Wind und heftiger Regen schieben uns nach Osten. Nach 194km und 408Hm erreichen wir nach 8 Stunden  Fahrzeit einen Stausee, dessen Umgebung mit seinen Bäumen und Gras wie eine Oase wirkt.

Tagespensum:  196 km und 408 Hm

 

10.Tag 07.04.09 Von Dique Florentino Ameghino  nach Gaiman. Wieder verliert sich die Straße

am Horizont. Der mächtige patagonische Himmel mit seinem herrlichen Wolkenspiel und Farben ist immer präsent. Diese Stimmung und das stundenlange Dahingleiten verleitet wieder einmal zum Meditieren auf dem Bike. Jeder fährt für sich und geniest die Einsamkeit in der grandiosen Landschaft. Nach 110km und 345Hm erreichen wir Gaiman, ein Städtchen mit englischer  Prägung durch die bereits erwähnten gallischen  Einwanderer. Welch ein Unterschied zu den Wüstenetappen die wir hinter uns haben:  tiefgrüner englischer Rasen vor einem englischen Teehaus. Hier wird die Lady Di noch tief verehrt, sie war zu Besuch hier. Das Haus ist geprägt von ihr. Ihre Bilder werden täglich mit frischen Blumen verziert.

Tagespensum: 115 km

 

 

11.Tag 08.04.09 Abfahrt um 09:00Uhr Gaiman nach Playa Union.  Die letzten Wüstenkilometer liegen vor uns.  Wir erreichen Trelew und besuchen das paläontologischen Museum mit seinen Dinosauriern. Patagonien ist der Fundort unzähliger Arten von Dinosauriern und anderen Lebewesen aus prähistorischer  Zeit.  

Danach folgen wir unserem Instinkt in Richtung Osten und nach 50 km und 160Hm riechen wir den Atlantik. Endspurt zum Strand, wir fallen uns in die Arme, stellen die Vorderräder in den Atlantik und lassen zum Abschluss eine Whiskyflasche kreisen.

Tagespensum: 50 km und 160 Hm

In der Hafenstadt Puerto Madryn , bekannt durch Walwatching, feiern  wir den erfolgreichen Abschluss bei einem opulenten Abendessen und sind dankbar dass alles glatt und ohne Unfälle gelaufen ist. Tatsächlich hatten wir nur einen einzigen Platten zu verzeichnen.  Die lokale Presse interviewt uns  und am nächsten Tag steht unsere Tour mit Bild und Reportage in der Tageszeitung.

 

Die restlichen zwei Tage verbringen wir in Puerto Madryn, dann fliegen wir nach Buenos Aires um mit dem Besuch einer Tangoshow und Shoppen  die Tour zu beenden.

 

 

Die Gesamtstrecke: 1060km/9000Hm/50StundenFahrzeit

 

Fazit: Die schönste Biketour unseres (Edeltraud und Rudi) Lebens, auch deswegen weil wir  mit der Bikelegende Andi Heckmair fahren durften und einen Superkameraden wie den Uwe an unserer Seite hatten, der  als Einheimischer viele Geschichten und Details der Länder Chile und Argentinien  und seiner Bewohner kannte.

 

Dank an unsere Sponsoren Fa. Deuter, Fa. Löffler, Fa. Conti, Neue Deutsche Vermögen

Dank auch an den Andi Heckmair und den Uwe Nobis für die professionelle Organisation und Führung. Ohne diese beiden wäre diese Pioniertour  nicht möglich gewesen.